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Auch junge Arbeitnehmende müssen an die letzte Karrierephase denken
Die zahlreichen Initiativen zur besseren Integration von Arbeitnehmenden in der letzten Karrierephase zeigen: Man muss sich früh weiterbilden, um auch später mit guten Aussichten auf dem Arbeitsmarkt bestehen zu können. Das bestätigt auch eine Umfrage des Kaufmännischen Verbands Schweiz mit Partnern. Es braucht ein zukunftsgerichtetes Altersmanagement, um Arbeitnehmende über ihre ganze Karriere fit zu halten.
Ältere Arbeitnehmende suchen oft länger eine Stelle
Ältere Arbeitnehmende sind zwar nicht häufiger arbeitslos als jüngere, aber wenn sie die Stelle verlieren, sind sie überdurchschnittlich lange ohne Job. So hört man von Betroffenen immer wieder, wie schwierig es für sie ist, eine Stelle zu finden. Oftmals dauert die Suche bis ein Jahr und länger. Das ist hart, geht an die Substanz und attackiert das Selbstvertrauen. Eine Studie der Universität Lausanne hat vor Kurzem aufgezeigt, dass ältere Arbeitnehmer bei der Stellensuche diskriminiert werden. Die Chance, zum Bewerbungsgespräch eingeladen zu werden, nehme mit 55 massiv ab, halten die Studienautoren fest. Und: Bei den zum Zeitpunkt ihrer Entlassung 35-Jährigen waren nach zwei Jahren 5 Prozent arbeitslos. Bei den 40- bis 50-Jährigen betrug die Quote 12 Prozent. Von den 55-Jährigen waren hingegen 28 Prozent noch immer arbeitslos, bei den 60-Jährigen sogar 35 Prozent.
Alle Akteure müssen mit anpacken
«Die berufliche Situation von über 45-Jährigen beschäftigt unsere Mitglieder. Ich sehe das an den Mails, die ich erhalte. 90 Prozent der Zuschriften thematisieren das», sagt Daniel Jositsch, Präsident des Kaufmännischen Verbands Schweiz. «Alle Akteure, Arbeitgeber, Arbeitnehmer und Politik, sind sich einig: Es ist ein Problem, aber es gibt keine einfache Lösung.»
Weiterbildung bereits in jungen Jahren zentral
Was kann man tun? Unerlässlich ist sicher die Weiterbildung. Nur wer sich regelmässig und gezielt weiterbildet – und zwar auch schon in jungen Jahren – kann sich gerade in Zeiten des unablässigen Wandels seine Arbeitsmarktfähigkeit erhalten. Hinzu kommt die Pflege des eigenen Netzwerks. Viele Jobs werden aufgrund von Empfehlungen vergeben. Schliesslich muss die Politik ihren Beitrag leisten. Ältere Arbeitnehmende finden häufig auch deshalb keine Stelle, weil sie aufgrund der hohen Pensionskassenbeiträgen zu teuer sind. Laut Daniel Jositsch ist eine Angleichung der Beiträge denkbar. Aber: «Es wird zu Diskussionen führen, weil die Jungen bei einem solchen Szenario durch wohl höhere Abgaben stärker belastet würden und sich später mit grosser Wahrscheinlichkeit mit kleineren Renten begnügen müssten.»
«Alle Akteure, Arbeitgeber, Arbeitnehmer und Politik, sind sich einig: Es ist ein Problem, aber es gibt keine einfache Lösung.»Daniel Jositsch, Präsident des Kaufmännischen Verbands Schweiz
Umfrage
Wie unsere Mitglieder das Altersmanagement einschätzen
Ende Oktober 2019 befragte der Kaufmännische Verband Schweiz zusammen mit den anderen Arbeitnehmer- und Berufsverbänden der plattform seine erwerbstätigen Mitglieder, wie sie den Umgang mit älteren Arbeitnehmenden im eigenen Betrieb wahrnehmen und was sie von der letzten Karrierephase erwarten. Dabei zeigte sich, dass die gefühlte Diskriminierung am Arbeitsplatz nicht unbedeutend ist, etwa bei der Genehmigung der Fort- und Weiterbildungen oder beim Bewerbungs- beziehungsweise Einstellungsverfahren. Je rund 40% der Befragten in grossen oder kleinen und mittleren Betrieben sieht auch Verbesserungsbedarf bezüglich Sensibilisierung von Führungskräften und die Förderung von altersmässig durchmischten Teams. Während jungen Arbeitskräften oftmals ein einfacher Umgang mit neuen Technologien und mehr Flexibilität zugeschrieben wird, so punkten ältere Arbeitnehmende mit ihrer Verlässlichkeit, ihrer Loyalität und ihrer Sozialkompetenz. Arbeitsmarktrelevant ist genau diese Mischung von technischen, methodischen und sozialen Kompetenzen. Derzeit kommen in 24% der Unternehmen mit über 250 Mitarbeitenden altersspezifische Massnahmen zum Tragen; kleinere Betriebe hingegen weisen kein reglementiertes Altersmanagement vor. Insgesamt beteiligten sich knapp 7'500 Erwerbstätige an der Umfrage, davon waren 57% Mitglieder des Kaufmännischen Verbands. Die Befragung selbst wurde online in Zusammenarbeit mit der Kalaidos Fachhochschule durchgeführt. Detaillierte Ergebnisse der Umfrage werden im Frühjahr 2020 veröffentlicht.
Erstmals veröffentlicht am: 11.2.2020
Letzte Aktualisierung: 7.8.2024
Autor:in: Rolf Murbach
- Je rund 40% der Befragten in grossen oder kleinen und mittleren Betrieben sieht auch Verbesserungsbedarf bezüglich Sensibilisierung von Führungskräften und die Förderung von altersmässig durchmischten Teams.