Alessio Lovatello, Marlon Mathieu und Leonardo Soares Sousa sind Schweizermeister. Gemeinsam traten sie an den Berufsmeisterschaften in Entrepreneurship an, die anfangs September in Bern stattfanden. Acht Teams aus der ganzen Schweiz traten gegeneinander an und stellten sich der Herausforderung, innert vier Tagen eine Geschäftsidee zu entwickeln, die im Zeichen der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen steht (siehe unten).

Neben der Entwicklung ihrer Business-Idee mussten die Teams während der vier Wettkampftage Zwischen-Challenges wie die Erstellung eines Kurzfilms und die Ausarbeitung einer Marketingkampagne für ihre Erstkunden bewältigen. Das Gewinnerteam vom KV Luzern überzeugte die Jury schliesslich mit ihrer Idee «CycleCoin». Die App belohnt Unternehmen und Angestellte für das Pendeln mit dem Fahrrad – eine kreative Lösung, um den urbanen Verkehr nachhaltiger zu gestalten.

Ihre Stärken ergänzen sich perfekt

Rund zwei Monate nach ihrem Sieg treffen wir das Gewinnerteam am KV Luzern, wo alles begann. Hier lernten sich Alessio, Marlon und Leonardo kennen und holten sich das Wissen, das ihnen zum Erfolg bei den Berufsmeisterschaften verhalf. Erst vor wenigen Monaten haben sie hier ihre Ausbildung abgeschlossen, doch beim Blick in die vertrauten Gänge schwingt bereits eine Spur Nostalgie mit. 

Marlon erinnert sich an einen entscheidenden Moment: «Im ersten Lehrjahr mussten wir hier eine Präsentation für ein fiktives Business vorbereiten. Es war das erste Mal, dass wir zusammenarbeiteten – und wir haben direkt abgeräumt!» Von diesem Moment an war klar, dass die drei ein starkes Team sind. Die Teilnahme an der Berufsmeisterschaft war für die jungen Männer deshalb eine ideale Herausforderung zum Abschluss ihrer Zeit am KV Luzern. 

Aber was genau macht dieses Trio zu einem erfolgreichen Team? Ihre individuellen Stärken ergänzen sich perfekt: Leonardo Soares Sousa ist der kreative Kopf, zuständig für Design und Gestaltung. Marlon Mathieu ist der Analytiker – alles, was mit Zahlen zu tun hat, läuft über seinen Tisch. Und Alessio Lovatello ist der Netzwerker, der mit seinen Social Skills und dem Talent, Probleme aus neuen Perspektiven zu betrachten, das Team abrundet. 

Nächtelang durchgearbeitet

Was die Drei besonders auszeichnet, ist ihr unbändiger Ehrgeiz. Dieser half ihnen, die Konkurrenz in Bern zu schlagen. Ihre vielleicht grösste Leistung: Die intensive Vorbereitung. «Wir wussten, dass wir eine Geschäftsidee entwickeln müssen, die einem der 17 UN-Nachhaltigkeitsziele entspricht», erklärt Marlon Mathieu. «Weil wir nicht wussten, welches Ziel wir bekommen, haben wir für alle 17 Ziele Ideen ausgearbeitet.» 

Nächtelang arbeiteten die drei an ihren Geschäftsideen, erstellten erste Businesspläne und holten sich Feedback von Unternehmen. «Wir haben auch die Top-Teams des Vorjahres kontaktiert, um zu verstehen, was auf uns zukommt», sagt Leonardo Soares Sousa. Alessio Lovatello ergänzt: «Zur Vorbereitung haben wir uns gegenseitig Herausforderungen gestellt.» So musste jeder zwei Präsentationen erarbeiten und vortragen. «Meine Eltern waren unser Testpublikum und gaben uns wertvolles, kritisches Feedback.» Alessio ist überzeugt, dass sich die Vorbereitung ausgezahlt hat: «Unser Pitch lief hervorragend – wir waren dank der Übung nicht mehr nervös.» 

Drei Schlüssel zum Erfolg

Fragt man die drei nach ihrem Erfolgsgeheimnis, erhält man drei Antworten. «Wir konnten direkt vom kaufmännischen Wissen profitieren, das wir am KV Luzern erworben haben», erklärt Leonardo Soares Sousa. «Einige Wettbewerbsprobleme liessen sich eins zu eins mit den praktischen Fähigkeiten lösen, die wir in der Ausbildung gelernt haben.» Alessio ergänzt: «Besonders die rechtlichen Grundlagen aus dem KV sind wertvoll. Beispielsweise zu wissen, wie man eine GmbH gründet oder Statuten aufsetzt, sind wichtige Grundsteine für eine Karriere in diesem Bereich.» 

Der zweite Faktor? Disziplin. «Am Ende geht es immer wieder darum», betont Leonardo. «Wer setzt sich nach der Arbeit und dem Abendessen nochmal hin und arbeitet weiter?» Für ihn eine zentrale Eigenschaft im Unternehmertum. Marlon Mathieu hebt einen weiteren Punkt hervor: «Man muss den gesamten Prozess geniessen – auch die schwierigen Momente. Aus diesen lernt man am meisten.»

Ehrgeiz und Motivation kommen von innen

Der Ehrgeiz und Drang nach Selbstständigkeit sind bei jedem der drei individuell geprägt. «Meine Eltern wuchsen in Armut in Portugal auf und hatten auch in der Schweiz nur begrenzte Möglichkeiten», erzählt Leonardo. Schon früh lernte er, auf vieles zu verzichten. Sein Ziel: finanzielle Unabhängigkeit, um seine Träume zu verwirklichen. Für Marlon ist Unabhängigkeit der zentrale Antrieb. Ein Schlüsselmoment war der Abbruch seiner Lehre als Zeichner. «Ich merkte schnell, dass das nicht meine Welt ist – ich brauche mein eigenes Ding», erzählt er.

«Es ist einfach ein ganz anderes Gefühl für etwas zu arbeiten, hinter dem man selbst zu 100 Prozent steht», stimmt Alessio zu. «Man trägt zwar die ganze Verantwortung, aber ist auch unabhängig und mit voller Leidenschaft dabei. So, wie wir zusammenarbeiten, fühlt es sich gar nicht anstrengend an. Es macht Spass – und genau dieses Gefühl treibt mich an.»

Die Europameisterschaft ruft

Die drei nehmen aus der Berufsmeisterschaft wichtige Lektionen für ihr Berufsleben mit. Ihr Ziel ist die Selbstständigkeit, doch zunächst sammeln sie in der «echten Welt» Erfahrungen. «Leo und ich arbeiten in grossen Unternehmen, wo man leicht untergehen kann. Im Start-up muss man vorne stehen und seine Meinung vertreten. Diese Erfahrung hilft mir jetzt schon im Job», sagt Marlon Mathieu.

Eine weitere wichtige Erkenntnis betrifft die Validierung von Geschäftsideen: «Man kann eine Idee testen, auch wenn das Produkt noch nicht existiert», erklärt Alessio. Diesen Ansatz nutzten sie schon bei der Vorbereitung auf die Meisterschaft und jetzt für ihr nächstes Projekt: eine App, die die Interaktion zwischen DJs und Publikum in Clubs revolutionieren soll. Mehr Details werden an dieser Stelle noch nicht verraten. Sicher ist aber, dass die drei Schweizermeister auf dieses Abenteuer und auch nächstes Jahr für die Europameisterschaft EuroSkills in Dänemark bestens vorbereitet sein werden.

Veröffentlicht am: 17.12.2024

Autor:in: Ismail Osman, Schriber Kommunikation 

Die zweite Ausgabe der Entrepreneur Skills Schweizer Meisterschaft fand im Rahmen der Berufsmesse BAM vom 5. bis 8. September 2024 in Bern statt.  Im Rahmen des Wettbewerbs entwickeln junge Berufsleute in Teams innovative Geschäftsideen. Ziel ist es, unternehmerische Fähigkeiten wie Kreativität, Teamarbeit, Problemlösung und Geschäftssinn zu stärken. Die nächsten Entrepreneur Skills finden anlässlich der SwissSkills 2025 in Bern statt. Anmelden könnten sich junge Berufstalente aus allen Berufsrichtungen ab Dezember 2024. 

Weitere Infos: entrepreneurskills.ch