Seitennavigation & Suche
Wie man im Homeoffice und beim mobilen Arbeiten gesund bleibt
Immer mehr Menschen arbeiten mobil. Während Homeoffice und Coworking viele Vorteile mit sich ziehen, gibt es auch Herausforderungen, gerade für die mentale und physische Gesundheit.
Interview und Text: Sibylle Zumstein
Key Notes zum Interview
Bei Sorgen: Gespräch suchen
Ängste und Sorgen sind in der aktuellen Situation nichts Ungewöhnliches. Doch wenn man merkt, dass einem etwas stark belastet, sollte man sich unbedingt Hilfe suchen. „Dabei reicht es manchmal schon, mit Familie und Freunden zu sprechen“, betont Dieter Studer. Man solle sich unbedingt mitteilen, über seine Gedanken oder Sorgen offen reden. Oder auch innerhalb des Betriebs einen Ansprechpartner suchen, beim HR oder dem Sozialpartner, oder weitere Angebote wie die Dargebotene Hand nutzen.
Um die Resilienz zu stärken braucht es Reflexion
Um seine Widerstandsfähigkeit oder Resilienz im Umgang mit Unsicherheit oder Krisen zu stärken, braucht es Selbstreflexion. Man muss sich selber beobachten können. Warum macht mir eine Situation Angst? Wie fühle ich mich dabei? Was löst es aus? Dann kann man seine Resilienz konkret trainieren. Beim Resilienztraining geht es um Resilienzfaktoren: Optimismus, Dinge akzeptieren, in Lösungen denken, sein Netzwerk pflegen, Zukunftspläne schmieden. Dieter Studer ergänzt: „Man kann sich überlegen: Was mache ich, wenn die Pandemie vorbei ist? Worauf freue ich mich? Welche Ziele verfolge ich?“ Das helfe enorm, die Dinge einzuordnen und positiv zu bleiben.
Schlaf, Bewegung und Ernährung sind zentral
Wer körperlich aktiv ist und sich gesund ernährt, ist widerstandsfähiger. Auch auf körperlicher Ebene kann man viel selber dafür tun, um gesund zu bleiben. Bewegung wie Spazieren ist zentral. „Bewegung ersetzt Sport natürlich nicht ganz. Für Herz, Kreislauf und Muskulatur wäre zwei- bis dreimal pro Woche Sport treiben ideal“, betont Daniel Angst.
«Man kann sich überlegen: Was mache ich, wenn die Pandemie vorbei ist? Worauf freue ich mich? Welche Ziele verfolge ich?»Dieter Studer, Fachspezialist Präventionsmanagement der Krankenversicherung SWICA
Zuhause bewegt man sich zu wenig
Studien aus der ersten Corona-Welle zeigen, dass sich Menschen im Homeoffice weniger bewegen und weniger gesund essen. „Hat man sich bisher tagsüber viel bewegt – und sei es nur schon, zu Fuss zum Bus zu gehen, im Büro zum Drucker und der Kaffeemaschine zu laufen oder die Treppe statt den Lift zu nehmen, so verbraucht man bereits einiges an Kalorien. Fällt dies weg, nimmt man an Gewicht zu, wenn der Kalorienverbrauch nicht reduziert wird“, sagt Daniel Angst.
Einen symbolischen Arbeitsweg einbauen
Damit die Bewegung nicht vergessen geht, kann man morgens einen Arbeitsweg symbolisieren und 20 Minuten im Quartier oder in der Natur spazieren gehen. Abends kurz raus, den Kopf lüften und sich wieder bewegen hilft zudem dabei, sich vom Arbeitsalltag abzugrenzen.
Tipp: Pausen aktiv gestalten
Zuhause sollte man stündlich aufstehen, ein paar Übungen machen, sich strecken oder die Beine ausschütteln, um die Durchblutung anzuregen und ein wenig Bewegung einzubauen. Oder den Drucker in einen anderen Raum stellen, sich selber ein Stehpult gestalten – zum Beispiel mit einem Bügelbrett und Büchern – oder die Sitzposition regelmässig ändern, um dem Rücken Gutes zu tun.
Arbeitgeber: Gesundheitsschutz hört im Homeoffice nicht auf
Arbeitgeber müssen ihre Pflicht zum Gesundheitsschutz der Mitarbeitenden auch wahrnehmen, wenn diese mobil arbeiten. „Sieht ein Vorgesetzter, dass eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter nachts um 22 Uhr noch E-Mails verschickt, muss man das Gespräch suchen“, sagt Dieter Studer. Klare verbindliche Regeln punkto Erreichbarkeit und Pausen seien zentral, damit die Mitarbeitenden nicht mehr arbeiten, nur weil sie zuhause sind.
Dieter Studer ergänzt: „Aber auch als Arbeitnehmer habe ich eine Pflicht zu schauen, dass ich gerade sitze, Pausen mache, mich bewege und gesund bleibe.“
Online-Kaffee für den Zusammenhalt im Team
Oft geht beim mobilen Arbeiten und im Homeoffice die soziale Komponente der Zusammenarbeit im Team etwas verloren. Man sieht sich nur noch in Meetings und weiss nicht, wie es den Teamkollegen und -kolleginnen geht. „Wir organisieren deshalb wöchentlich eine Kaffeepause mit dem Team. In dieser halben Stunde treffen wir uns privat – wer Zeit hat, kommt. Das stärkt den Zusammenhalt und hilft, dass wir uns im Team nicht auseinanderleben“, sagt Dieter Studer. Oder man trifft eine Arbeitskollegin, die in der Nähe wohnt, physisch zum Lunch, wenn an einem Tag beide von zuhause aus arbeiten.
Tipps zur konkreten Anwendung
Weitere konkrete Tipps zur Stärkung der mentalen und physischen Gesundheit in Zeiten von Homeoffice und mobilem Arbeiten gibt es im Podcast – jetzt anhören:
-
Daniel Angst
Daniel Angst ist Abteilungsleiter Präventionsmanagement bei der Krankenversicherung SWICA. Er verfügt über langjährige Erfahrung in der Beratung von Firmen im Bereich Gesundheit. Fundierte Kenntnisse zeichnen Herrn Angst im Coaching zum Thema Ernährung, Sport und Gesundheit aus. Er hat einen Master of Arts in Betrieblichem Gesundheitsmanagement mit Spezialisierung auf Ernährung absolviert.
Dieter Studer
Dieter Studer (BSc Psychology) ist Fachspezialist Präventionsmanagement bei SWICA. Zuvor arbeitete er als Polizist mit eidg. Fachausweis bei der Stadtpolizei Zürich und Baden, unter anderem in den Bereichen Jugendkriminalität und -prävention. Als Milizoffizier ist er als Integrationsberater im psychologisch-pädagogischen Dienst tätig und ist zertifizierter Care Giver vom nationalen Netzwerk für psychologische Nothilfe. Zudem ist er Berater «Friendly Work Space» von Gesundheitsförderung Schweiz und Multiplikator von Prev@Work der Stiftung SuchtSchweiz.
-
Der Podcast entstand in Zusammenarbeit mit VillageOffice. Die Podcast-Serie «Gesundheit» entstand in Zusammenarbeit mit VillageOffice. Die Genossenschaft entwickelte von 2016-2021 regionales Coworking. Sie förderte dezentrales Arbeiten und baute ein schweizweites Netzwerk von VillageOffice Partner Spaces auf.
Weitere Podcasts
-
Gleichstellung und Coworking - mit Jenny Schäpper-Uster von VillageOffice