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Lohnforderungen 2023: Teuerungsausgleich von bis zu 4%
Angesichts der aktuellen Wirtschaftslage und des gegenwärtigen Inflationsschubs fordern der Kaufmännische Verband Schweiz und Angestellte Schweiz bis zu 4% mehr Lohn für das Jahr 2023. Damit soll mindestens der Kaufkraftverlust der Arbeitnehmenden ausgeglichen werden. Ein besonderes Augenmerk gilt den Tieflöhnen, die noch stärker angehoben werden müssen. Ausserdem fordern die beiden Angestelltenorganisationen Arbeitgeber:innen auf, in die Weiterbildung und das Upskilling ihrer Mitarbeitenden zu investieren.
28.7.2022 - In den vergangenen zehn Jahren mussten sich Arbeitnehmende in der Schweiz mit relativ bescheidenen Lohnzuwächsen zufriedengegeben. Oder sie mussten auf solche verzichten, wie teilweise während der Corona-Pandemie. Infolge des gegenwärtigen Inflationsschubs muss der bereits eingetretene Kaufkraftverlust hinsichtlich der Lohnrunden 2022 vollumfänglich ausgeglichen werden. Der Kaufmännische Verband Schweiz und Angestellte Schweiz fordern deshalb – im Rahmen der betrieblichen Möglichkeiten – branchenübergreifend bis zu 4% mehr Lohn für das Jahr 2023. Für die Schweizer Volkswirtschaft ist es wichtig, dass die Kaufkraft der Angestellten erhalten wird. Sinkt sie, hat dies unmittelbar negative Auswirkungen auf die Wirtschaft.
Lohnerhöhungen sind vertretbar und verkraftbar
Trotz einiger Unsicherheiten (zu nennen sind hier die vielfältigen Auswirkungen der Corona-Pandemie und die damit verbundenen Lieferengpässe sowie der Angriff Russlands auf die Ukraine mit seinen vielfachen geopolitischen Folgen) bleiben die Konjunkturaussichten gut. «Die meisten Schweizer Unternehmen befinden sich in einer guten finanziellen Verfassung. Davon zeugen deren Gewinnausschüttungen» stellt Michel Lang, Leiter Sozialpartnerschaft beim Kaufmännischen Verband Schweiz, fest. «Die geforderten Lohnerhöhungen sind deshalb nicht nur vertretbar, sondern auch durchaus verkraftbar.»
Faire Löhne – Im Interesse der Unternehmen
Auf dem Arbeitsmarkt findet derzeit eine Machtverschiebung in Richtung Arbeitnehmende statt. Bereits jetzt sind Fachkräfte knapp. Der Renteneintritt der Babyboomer und der mangelnde Nachwuchs werden das Problem des Fachkräftemangels in den kommenden Jahren weiter verschärfen.
Mit einer substanziellen Erhöhung der Löhne investieren Unternehmen in ihre eigene Zukunft. «Diejenigen Arbeitgeber:innen, die sich bei der Festlegung der Löhne für das Jahr 2023 verzocken, riskieren am Ende, ihr wichtigstes Kapital zu verlieren: die Angestellten», ist Stefan Studer, Geschäftsführer von Angestellte Schweiz, überzeugt. Er erwartet, dass die tiefe Arbeitslosigkeit gekoppelt mit einer erhöhten Bereitschaft, die Stelle zu wechseln, sowie die gesteigerten Erwartungen an die Arbeitsstelle und die Entlöhnung die Arbeitgeber:innen unter Druck setzen. «Die Perspektiven hinsichtlich ordentlicher Lohnzuwächse dürften deshalb auch mittel- bis langfristig äusserst günstig bleiben».
Tieflöhne müssen überproportional steigen
Reallohnverluste sind für Angestellte mit tiefen Löhnen besonders schmerzlich. Aufgrund der steigenden Gesundheitskosten, welche nicht in der Teuerung abgebildet werden, haben viele von ihnen schlicht keine finanziellen Reserven. Der Kaufmännische Verband Schweiz und Angestellte Schweiz fordern deshalb, dass nicht nur die Teuerung ausgeglichen wird, sondern Tieflöhne überproportional und spürbar angehoben werden. «Eine Steigerung der Reallöhne muss die Menschen entlasten, die mit Tieflöhnen ihren Lebensunterhalt bestreiten. Es ist uns ein grosses Anliegen, die Lohnschere nachhaltig zu reduzieren» betont Michel Lang.
Jetzt braucht es eine Upskilling-Offensive
Der Lohn ist aber nicht alles und gleicht schlechte Rahmenbedingungen nicht aus. Um auch in unsicheren Zeiten Orientierung zu bieten, ist eine gute Unternehmenskultur heute entscheidender denn je. Es braucht Wertschätzung, eine gute Work-Life-Balance und vor allem gezielte Investitionen in die Aus- und Weiterbildungen der Arbeitnehmenden. Dann sind Unternehmen gut gerüstet, um ihre Mitarbeitenden zu halten und auch viel weniger darauf angewiesen, Fachkräfte auf einem völlig ausgetrockneten Arbeitsmarkt zu finden.
«Unternehmen verschaffen sich klare Wettbewerbsvorteile, wenn sie ihren Arbeitskräften ermöglichen, mittels Upskilling die für ihren Aufgabenbereich strategisch wichtigen Kompetenzen zu erwerben», sagt Stefan Studer. «Jetzt braucht es eine Upskilling-Offensive. Insbesondere sind die Arbeitskräfte fit zu machen für neue Rollen in der postpandemischen Arbeitswelt, wo die Trennung zwischen Führung und Mitarbeitenden zunehmend verschmilzt.»