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Rückblick Lohnrunden 2023: Erfolg für Tieflohnbetroffene

21.02.2023 – Ende Juli 2022 hatte der Kaufmännische Verband Schweiz branchenübergreifende Lohnerhöhungen von bis zu vier Prozent für das Jahr 2023 gefordert. Der volle Teuerungsausgleich konnte grösstenteils leider nicht erreicht werden. Einen wichtigen Erfolg gab es dennoch im Detailhandel: Lidl Schweiz, als erster Detailhändler in der Schweiz, zahlt neu einen Mindestlohn, der über der statistischen Tieflohngrenze liegt.

Für den Kaufmännischen Verband Schweiz stand in den Lohnrunden 2023 der Erhalt der Kaufkraft, insbesondere der Tieflohnbetroffenen* (Einkommen unter CHF 4443.- pro Monat), im Zentrum. Das Resultat war in den meisten Verhandlungen ernüchternd. Die Forderung einer Lohnerhöhung von vier Prozent und damit auch der volle Teuerungsausgleich (2022: 2.8%) konnte grösstenteils nicht erreicht werden. Der ausgehandelte Teuerungsausgleich im Detailhandel liegt durchschnittlich bei gut zwei Prozent.

Anstelle eines nachhaltigen Teuerungsausgleichs setzen viele Verhandlungspartner:innen auf Einmalzahlungen oder individuelle Lohnanpassungen. «Einmalzahlungen, beispielsweise in Form von Einkaufsgutscheinen, sind als Bonus durchaus willkommen. Als Instrument im Rahmen des Teuerungsausgleichs lehnen wir diese jedoch ab, da nicht nachhaltig», erklärt Michel Lang, Leiter Sozialpartnerschaft beim Kaufmännischen Verband Schweiz. «Bei den individuellen Lohnanpassungen besteht hingegen die Gefahr, dass die Lohnschere sich noch weiter öffnet.» Der Nachholbedarf werde immer grösser, warnt Lang.

Die Mindestlöhne im Detailhandel steigen

Erfreulich zeigt sich zumindest die Entwicklung der Mindestlöhne im Detailhandel. Migros erhöht ihren Mindestlohn bis spätestens Ende März 2024 auf CHF 4200.- und Lidl Schweiz gar auf CHF 4500.-. Damit zahlt Lidl Schweiz den ersten Mindestlohn im Detailhandel, der die Tieflohngrenze von CHF 4443.- durchbricht (vgl. Grafik). «Diese Entwicklung ist für uns als Sozialpartner ein wichtiger Meilenstein im Kampf gegen die Tieflohnproblematik», zeigt sich Pascal Lamprecht, Fachverantwortlicher Sozialpartnerschaft beim Kaufmännischen Verband Schweiz, erfreut. «Im Tieflohnbereich ist der Lohn existenziell: CHF 57.- mehr im Portemonnaie am Ende des Monats machen einen wesentlichen Unterschied. Auch im Konkurrenzkampf um Arbeitskräfte sind Löhne ein wichtiger Faktor. Wir sind überzeugt, dass die anderen Player dem Vorbild von Lidl Schweiz in den nächsten Jahren folgen werden», ist Lamprecht zuversichtlich.

Ausblick auf 2024

Für Michel Lang ist nach der Lohnverhandlung vor der Lohnverhandlung: «Wir werden uns auch in Zukunft für faire und fortschrittliche Löhne und eine spürbare Anhebung der Mindestlöhne engagieren. Unser Ziel als Angestelltenverband ist es, das Lohnniveau in der Schweiz nachhaltig zu erhöhen.»

* Die Definition des Tieflohns entspricht zwei Dritteln des standardisierten monatlichen Bruttomedianlohns (vgl. BFS). Darunter fallen seit 2020 Einkommen unter CHF 4443.- pro Monat.)

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