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KV-Reform: Die Entstehung der neuen, digitalen schulischen Abschlussprüfungen
Die kaufmännische Lehre ist die meistgewählte berufliche Grundbildung in der Schweiz. Mit der Reform der Bildungserlasse zum Eidgenössischen Berufsattest (EBA) sowie zum Eidgenössischen Fähigkeitszeugnis (EFZ) hat sich vieles verändert – auch bei den Abschlussprüfungen. Diese sollen nicht nur praxisnah, zukunftsorientiert und schweizweit einheitlich sein, sondern auch in weiten Teilen in einer digitalen Umgebung durchgeführt werden. Doch wie entwickelt man Prüfungen, die all diesen Ansprüchen gerecht werden? Hinter den Kulissen arbeiten zahlreiche Fachpersonen, Gremien und Organisationen intensiv an dieser Herausforderung.
Die Reform der kaufmännischen Grundbildung bringt zahlreiche Neuerungen mit sich. Einer der wichtigsten Punkte: Die Ausrichtung auf Handlungskompetenzen. Das bedeutet, dass die Abschlussprüfungen – genau wie der Unterricht – nicht mehr in klassischen Schulfächern erfolgen, sondern praxisnahe Aufgaben aus verschiedenen Handlungskompetenzbereichen beinhalten. Geprüft wird zum Beispiel, ob Lernende ein Budget erstellen, ein Beratungsgespräch führen oder digitale Inhalte zielgerichtet aufbereiten können.
Doch wie entstehen solche Prüfungen? Für diese Aufgabe wurde die Nationale Leitung Qualifikationsverfahren Kaufleute (NLQK) ins Leben gerufen. Sie koordiniert und begleitet zusammen mit dem Kaufmännischen Verband Schweiz im Auftrag der Organisationen der Arbeitswelt (OdA), von Bildung Kaufleute Schweiz (BIKAS) und der Interessengemeinschaft Kaufmännische Grundbildung Schweiz (IGKG Schweiz) den gesamten Entwicklungsprozess – ein Vorhaben, das viele Akteur:innen aus der ganzen Schweiz einbezieht. Lehrpersonen aus der Deutschschweiz, der Romandie und dem Tessin erarbeiten die Prüfungsaufgaben. Unterstützt werden sie von Fachleuten aus der Praxis, die dafür sorgen, dass die Aufgaben realitätsnah bleiben und die Anforderungen des Arbeitsmarkts widerspiegeln.
Der Weg zur fertigen Prüfung
Die Entwicklung einer nationalen Abschlussprüfung ist ein komplexer Prozess, der in mehreren Schritten abläuft:
- Planung: Zunächst definieren die NLQK und die Geschäftsstelle QV des Kaufmännischen Verbands Schweiz das Konzept und klären organisatorische und inhaltliche Rahmenbedingungen.
- Entwurf: Lehrpersonen entwickeln die Prüfungsaufgaben.
- Qualitätssicherung: Alle Aufgaben werden in mehreren Runden überprüft – auf Inhalt, Methodik, Umsetzbarkeit, Konsistenz und Verständlichkeit.
- Testlauf: Schliesslich wird ein Probelösen innerhalb der NLQK durchgeführt, um sicherzustellen, dass die Aufgaben auch in der Praxis funktionieren.
Diese Schritte erfordern nicht nur Fach- und Umsetzungswissen, sondern auch eine enge Zusammenarbeit über Sprach- und Kantonsgrenzen hinweg. Alle Aufgaben werden für die drei Landessprachen übersetzt und durch Fachpersonen überprüft.
Viel Arbeit, viel Teamwork
Die Entwicklung der neuen Abschlussprüfungen ist ein Gemeinschaftswerk, an dem viele Personen beteiligt sind. Die Lehrpersonen, die an den Aufgaben arbeiten, bringen nicht nur ihre Erfahrung aus dem Unterricht ein, sondern setzen sich intensiv mit den neuen Anforderungen auseinander.
Die Zusammenarbeit funktioniert – doch sie ist anspruchsvoll. Unterschiedliche Vorstellungen, begrenzte Ressourcen und die Koordination auf nationaler Ebene stellen alle Beteiligten vor Herausforderungen. Dennoch zeigt der bisherige Prozess: Mit Engagement und Teamarbeit lassen sich diese Hürden meistern.
Was macht die neuen Prüfungen besonders?
Eine der grössten Neuerungen ist neben der Handlungskompetenzorientierung die sogenannte Open-Book-Prüfung: Die Kandidierenden dürfen digitale Hilfsmittel nutzen, was die Prüfungsaufgaben anspruchsvoller macht. Statt reinem Faktenwissen werden vernetzte Kompetenzen geprüft – eine zentrale Fähigkeit für die Arbeitswelt von morgen.
Auch die Integration digitaler Tools spielt eine wichtige Rolle: Ab 2025 sollen die schriftlichen Prüfungen erstmals digital durchgeführt werden.
Blick in die Zukunft
Die neuen schulischen Abschlussprüfungen markieren einen wichtigen Schritt in die Zukunft der kaufmännischen Grundbildung. Sie sind nicht nur praxisnah, sondern auch innovativ und digital: Sei es beim Recherchieren mit digitalen Hilfsmitteln, beim Schneiden eines Videos oder beim Führen eines Beratungsgesprächs.
Die vielen Menschen, die an der Entwicklung beteiligt sind, tragen wesentlich dazu bei, dass diese Prüfungen die hohen Anforderungen erfüllen. Ihr Einsatz sichert nicht nur die Qualität, sondern auch die Vergleichbarkeit auf nationaler Ebene.
Mehr erfahren: Transfer. Kaufleute 2023 – die neue schulische Abschlussprüfung
Veröffentlicht am: 23.1.2025
Autor:in: Andrea Rosser, Verantwortliche Geschäftsstelle QV
Dieser Artikel wurde auf Basis des verlinkten Fachartikels im Magazin Transfer mit Unterstützung von KI für das vorliegende Format adaptiert.