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Lebenslanges Lernen: Wieso es sich lohnt, neugierig zu bleiben
Unsere Welt ist permanent im Wandel. Die Digitalisierung schreitet voran und im Arbeitsalltag sowie privat werden ständig neue Anforderungen an uns gestellt. Genau deshalb ist es wichtig, offen und neugierig zu bleiben. Remo Luzi, E-Learning-Spezialist der KPT, gibt Tipps, wie lebenslanges Lernen gelingt.
Autorin: Natalie Portmann September 2022
Remo Luzi, was hat lebenslanges Lernen für Sie für eine Bedeutung?
Lebenslanges Lernen ist für mich persönlich eine wichtige Fähigkeit in einer Welt, wo sich Wissen immer schneller verändert. Entscheidend ist in diesem Umfeld nicht mehr, wie gut ich einmal meine Ausbildung abgeschlossen habe oder wie viele Diplome an meiner Wand hängen, sondern wie gut ich mir neues Wissen erarbeiten und damit ein aktuelles Problem lösen kann.
Unter der Fähigkeit des lebenslangen Lernens verstehe ich einerseits die Neugier, während des gesamten Lebens neue Dinge zu lernen und sich der veränderten Welt anzupassen. Andererseits bedeutet es für mich die Bereitschaft, vorhandenes Wissen und Glaubenssätze zu hinterfragen und diese allenfalls zu verlernen.
Können Sie uns ein konkretes Beispiel nennen?
2010 musste ich während meiner Ausbildung zum Bankkaufmann vereinzelt noch orange Einzahlungsscheine mit einer Schreibmaschine beschriften und manuell einscannen. Mittlerweile werden nur noch QR-Rechnungen benutzt. Lebenslanges Lernen würde hier bedeuten, dass ich durch Neugier die neue Technologie kennenlerne und im Internet herausfinde, wie ich selbständig eine QR-Rechnung erzeugen kann. Ich benötige aber ebenfalls die Bereitschaft, den alten Prozess und den geliebten Einzahlungsschein zu vergessen und kann mich nicht mehr damit brüsten, wie schnell und fehlerfrei ich einen Text auf der Schreibmaschine tippen kann.
Das heisst, ich muss mir in der heutigen Zeit also alles selbst beibringen?
Nein, zum Glück nicht. Gezielte Aus- und Weiterbildungen sind nach wie vor ein fixer Bestandteil unseres Arbeitslebens. Der zentrale Punkt ist, dass sich das vermittelte Wissen immer schneller verändert.
Berufliches Fachwissen ist meist nach 5-10 Jahren wieder veraltet, technologisches Wissen sogar nach 2-3 Jahren. Der Abschluss bildet also eine gute Wissensbasis, welche aber schnell überholt ist. Deshalb ist es so wichtig, am Ball zu bleiben und sich auch danach über relevante Anpassungen zu informieren und diese selbständig zu erarbeiten. Heute ist meiner Meinung nach nicht mehr eine Person im Vorteil, die am meisten weiss, sondern diejenige, die am besten Wissen finden und selbst generieren kann.
Nebst Familie, Freizeit und sonstigen Verpflichtungen immer auf dem neusten Stand zu bleiben, kann aber auch sehr anstrengend sein…
Ja, ich verstehe, dass das so ankommen kann. Lebenslanges Lernen ermöglicht es mir jedoch, im Beruf oder privat die eigenen Stärken und Kompetenzen weiterzuentwickeln. Dadurch können sich wiederum neue Karrieremöglichkeiten auftun.
Bei den heutigen Jobprofilen wird nicht mehr primär nach einem entsprechenden Abschluss gesucht, sondern viel mehr, ob eine Person die passenden Fähigkeiten mitbringt, um die anstehenden Aufgaben erfolgreich bewältigen zu können. Wir sollten uns also nicht limitieren, sondern erkennen, dass wir uns mit Interesse und dem nötigen Engagement neu definieren und Vieles erreichen können.
Haben Sie als E-Learning-Spezialist bei der KPT auch solche Beispiele miterlebt?
Für die Einführung eines neuen IT-Systems mussten wir fast alle Mitarbeitende der KPT mit E-Learnings und mehrtätigen Online-Schulungen trainieren. Da wir das unmöglich selbst abdecken konnten, haben wir ein Kernteam aus fachlichen Spezialistinnen und Spezialisten zusammengestellt. Dabei haben wir nicht die fachlich besten Personen ausgewählt, sondern die, die das komplexe Fachwissen am einfachsten erklären konnten und offen und neugierig waren.
Während der Produktion ist uns eine Mitarbeiterin aufgefallen, die diese Aufgabe mit so viel Motivation, Freude und Talent angegangen ist, dass sie nach dem Projekt in unsere Fachführung gewechselt ist. Das notwendige Fachwissen hat sie in einem Abendkurs nachgeholt. Auch dieses Beispiel zeigt, dass man nicht alle notwendigen Diplome für einen anderen Job haben muss. Mit Engagement, Neugier und Leidenschaft kann man viel erreichen.
Lebenslanges Lernen ermöglicht es mir, im Beruf oder privat die eigenen Stärken und Kompetenzen weiterzuentwickeln.Remo Luzi
Tipps wie das lebenslange Lernen gelingt
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Bleiben Sie immer neugierig und offen, denn diese Charaktereigenschaften sind wichtiger als reine Intelligenz. Heutzutage können Sie mit Hilfe des Internets praktisch alles lernen.
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Auf Vorrat lernen, bringt nichts. Denn nicht angewendetes Wissen geht relativ schnell verloren oder wird gar nicht eingesetzt. Um ein neues Thema zu lernen, suchen Sie sich am besten eine konkrete Problemstellung, welche Sie damit lösen wollen.
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Wenn Sie sich für etwas interessieren, gehen Sie am besten systematisch vor. Setzten Sie sich ein Ziel, überlegen Sie sich welche Aufgaben Sie erledigen müssen, setzten Sie es um und reflektieren Sie, was Sie beim nächsten Mal anders machen könnten.
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Wir müssen uns nicht alles merken. Wichtiger ist, unser Gehirn so gut wie möglich zu entlasten, z.B. indem wir digitale Notizen führen. Damit können wir unser Wissen jederzeit und von überall abrufen und ergänzen, wenn wir etwas Neues dazu gelernt haben.
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Lernen Sie lieber konstant immer ein bisschen, statt alles auf einmal machen zu wollen. «Ich lerne während einem Monat jede Woche eine Stunde» ist motivierender als «Bis am Ende des Monats muss dieses Thema gelernt haben».
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Überlegen Sie sich vor einer Aufgabe, wie die schlechtestmögliche Lösung aussehen würde und warum diese so schlecht wäre. Daraus können Sie einfacher ableiten, wie eine gute Lösung aussehen müsste.