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Durchstarten in Beruf und Ausbildung

Aldona Osmanaj, 23, hat den Sprung vom KV an die Hochschule geschafft. Ihre KV-Lehre hat sie optimal auf das Studium vorbereitet – sowohl inhaltlich als auch mit Blick auf das eigene Ressourcenmanagement.

Es ist November 2014. Im Gegensatz zu den meisten Schülerinnen und Schüler ihrer Sek-Abschlussklasse hat Aldona Osmanaj noch keine Lehrstelle für den nächsten Sommer gefunden. Ins Büro möchte sie, das weiss sie schon lange. Und mit Menschen zu tun haben. Am liebsten bei einem international tätigen Unternehmen. Als Aldona im Internet auf eine Lehrstelle bei einem Bodenabfertigungsdienstleister am Flughafen Zürich aufmerksam wird, ist für sie klar: Da will sie hin! Mit Hilfe des BIZ schreibt sie eine Bewerbung und wird prompt zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Als sie ihre KV-Lehre drei Jahre später erfolgreich abschliesst, blickt sie auf eine enorm lehrreiche Zeit zurück.

Ein gelungener Start in die Arbeitswelt

Das erste Jahr ihrer KV-Lehre im Bereich Dienstleistung und Administration absolviert die gebürtige Winterthurerin im Direktionssekretariat. Dabei gewinnt sie wertvolle Einblicke in den Alltag hinter den Kulissen eines Flughafens. «Mein Lehrbetrieb kümmerte sich um alles am Flughafen: Check-in, Gepäck verladen, die Gäste in der Lounge betreuen und so weiter», erinnert sich Aldona.

Im zweiten Jahr wurde sie im Bereich Human Resources eingesetzt und im dritten Jahr in der Buchhaltung. «Im letzten Halbjahr kam dann das absolute Highlight: Ich dürfte am Gate arbeiten, mit Uniform und allem», strahlt die heute 23-Jährige.

«Im letzten Lehrhalbjahr kam dann das absolute Highlight: Ich dürfte am Gate arbeiten, mit Uniform und allem»
Aldona Osmanaj, 23:

Vom Büro ans Gate

Am Gate konnte Aldona all ihre Stärken zeigen. «Kein Tag glich dem anderen», erklärt die junge Frau. «Am Gate musst du flexibel bleiben. Auch wenn ich noch in der Lehre war, sagte mir niemand mehr wie und wo. Ich musste spontan in der Situation entscheiden und mich voll auf die Passagiere einlassen.»

Ihr Lehrbetrieb betreut am Flughafen Zürich internationale Passagiere für grosse Airlines. Da kam es Aldona sehr gelegen, dass sie fünf Sprachen beherrscht. «Die Arbeit am Gate war zwar teilweise sehr stressig, aber trotzdem mitunter eine der besten Erfahrungen, die ich in meiner KV-Lehre gemacht habe.»

Zwischenlandung an der Berufsschule

Als sie im Juli 2018 die Lehre abschloss, war ihr Wissenshunger noch nicht gestillt. Also beschloss Aldona, die Berufsmatur in Teilzeit nachzuholen. «Mit meinem Lehrbetrieb war ich mega happy und sie wollten mich gerne behalten. Zum Glück bot sich gerade eine Lücke im HR, so konnte ich für ein halbes Jahr dort arbeiten, bevor die Berufsmaturitätsschule losging. Zudem durfte ich weiterhin einen Tag am Gate arbeiten, so behielt ich den Kontakt zu den Passagieren und konnte meine Fähigkeiten in diesem Bereich weiter ausbauen.»

Als die Schule startete, wechselte sie dann wieder ganz ans Gate. «Das war schon sehr stressig. Da gab es Tage, wo ich um 3 Uhr morgens aufstehen musste, damit ich um 5 Uhr pünktlich zur Frühschicht am Flughafen war. Zudem hatten wir in der Schule teilweise bis zu 7 Prüfungen pro Woche – und das auch am Samstag. Insgesamt fühlte ich mich aber privilegiert, dass ich weiterhin meiner Arbeit nachgehen durfte, die mir so viel Freude bereitete, und nebenher die Matura machen konnte.»

«Mit meinem Lehrbetrieb war ich mega happy und sie wollten mich gerne behalten.»

Traumdestination: Anwaltskanzlei

Überhaupt fällt das Wort «Privileg» oft, wenn man mit Aldona über ihren Bildungsweg spricht. «Nirgendwo in der Welt hat man so viele Chancen wie in der Schweiz», erklärt sie. Ihre Eltern mussten Ende der 90er Jahre in die Schweiz fliehen und ihre Mutter konnte ihr Studium im Heimatland nicht abschliessen. «Von meinen Eltern habe ich gelernt, was Pflicht und Verantwortung bedeuten, dass man sich Mühe gibt und nichts halbbatzig macht. Und meine Eltern haben mich immer gefördert und dafür gesorgt, dass ich die Chancen des Schweizer Bildungssystems nutze.»

Fragt man sie nach ihrem Berufswunsch, kommt die Antwort sofort: «Als Kind wollte ich immer Anwältin werden. Zuerst dachte ich, das bleibt ein Kindertraum.» Doch als sie sich näher mit ihrem Bildungsweg beschäftigte, bemerkte Aldona, dass sie über einen kleinen Umweg auch mit ihrer KV-Lehre Anwältin werden kann. Also schrieb sie sich nach der Berufsmaturitätsschule an der ZHAW ein, wo sie mitten in der Coronazeit ihr Wirtschaftsrecht-Studium begann.

Dank KV optimal vorbereitetet aufs Studium

Ich frage Aldona, ob ihre KV-Ausbildung sie aufs Studium vorbereitet hat. «Unbedingt!», meint sie. «Das KV war eine ideale Vorbereitung auf den Hochschulalltag. Zum Beispiel wurden wir im KV sprachlich stark gefördert, das hilft enorm. Aber auch inhaltlich konnte ich viel mitnehmen für das Studium.» Ein weiterer Vorteil gegenüber Mitstudierenden ohne Erstausbildung: Dank ihrer KV-Lehre fand Aldona neben dem Studium leicht einen Job im HR einer renommierten Zürcher Werbeagentur, wo sie für die gesamte Administration von über 100 Mitarbeitenden zuständig war.

«Im Studium musst du deine Zeit selbst koordinieren und einteilen. Gerade in der Prüfungsphase kann das echt schwierig werden, wenn dir dein Arbeitgeber nicht entgegenkommt.» Das ist bei Aldona zum Glück nicht der Fall. Dank ihrer langjährigen Berufserfahrung ist sie eine wertvolle und geschätzte Mitarbeiterin, auch wenn sie noch am Studieren ist. «Zugegeben, mit dem Gymi-Weg wäre ich heute womöglich näher an meinem Traumberuf Anwältin, aber ich bin sehr dankbar für die KV-Lehre. Ich bin jetzt 23 und stehe seit vier Jahren fest in der Arbeitswelt. Ich habe mich selbst in dieser Zeit sehr gut kennengelernt und verstehe, wie das Arbeitsleben funktioniert.»

Druckausgleich

Aldona ist sich sicher: Sie würde sich jederzeit wieder für eine KV-Lehre entscheiden. Und auch ein Studium nach dem KV kann sie jedem und jeder empfehlen. «Etwas darf man aber nie vergessen», sagt sie nachdenklich. «Nämlich, dass man neben all dem Lernen und Arbeiten sich unbedingt regelmässig etwas Gutes tun muss.» Aldona selbst schafft sich mit Sport und einem aktiven Freundeskreis den nötigen Ausgleich, um auch stressige Phasen zu meistern.

Mit Stress kennt sich Aldona gut aus. Als ich sie zum Interview auf Zoom treffe, ist sie gerade mitten in der Prüfungsphase. Dennoch wirkt sie während des gesamten Gesprächs äusserst gelassen und entspannt. Auf die Frage, worauf sie sich im kommenden Halbjahr besonders freut, erklärt sie: «Als Nächstes steht bei mir ein Auslandsjahr in Istanbul an. Darauf bin ich besonders gespannt!» Ich bin mir sicher, dass sie auch diese Herausforderung meistern wird und verabschiede mich von Aldona.


Erstmals veröffentlicht: 5.11.2022

«Das KV war eine ideale Vorbereitung auf den Hochschulalltag. Zum Beispiel wurden wir im KV sprachlich stark gefördert, das hilft enorm.»

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