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«Nach dem KV stehen mir alle Möglichkeiten offen»
Vielseitig interessiert, offen und lernbegierig: David Hilber (15) kombiniert seine KV-Lehre beim Pharmakonzern Pfizer mit der Berufsmittelschule (BMS). In der Freizeit geht er ins Gym, spielt Computergames und schaut gerne Geschichtsdokumentationen.
Eigentlich wollte David Hilber IT-Applikationsentwickler werden: «IT ist sehr zukunftsrelevant», sagt er im Gespräch. Doch seine viermonatige Suche nach einer Lehrstelle blieb erfolglos. «Wahrscheinlich war mein Multicheck-Test nicht ausreichend. Ich habe schlicht zu wenig darauf gelernt», lacht er. Dann entschied er sich für die KV-Lehre und fand innert weniger Wochen eine Lehrstelle.
«Die Lehre ist eine andere Welt»
Die Lehre sei sehr streng, vor allem wegen der Berufsmittelschule, erzählt David. Nach neun Jahren Schule sei alles neu: «Ich lebe in einer komplett anderen Welt.» Montag und Dienstag geht er zur Schule. Es sind lange und vollgepackte Tage. Doch er geht gerne und interessiert sich vor allem für Geschichte und Physik. David kann sich noch genau an einen Schulausflug in der 6. Primarklasse erinnern, an dem ein Dozent einen Vortrag zu Physik gehalten hatte. Das hat sein Interesse geweckt: «Darum schaue ich gerne Dokumentationen, wie kürzlich eine Sendung zum Weltall. Es interessiert mich, und ich lerne etwas dabei», sagt er.
Vom Bereich Regulierung zum Kundendienst
In der Schule seien vor allem die KV-bezogenen Fächer anspruchsvoll und es gibt viel zu Lernen. «Meine Kollegen, die bei der Bank die KV-Lehre machen, haben hier einen kleinen Vorteil, sie kennen sich schon besser aus», sagt David. Dafür habe er mehr Berührungspunkte mit den Fächern Wirtschaft und Recht. Im ersten Halbjahr arbeitet er in der Abteilung Zulassung (Regulatory Affairs). Im kommenden Halbjahr wechselt er in den Kundendienst. «So lernt man etwas zu jedem Bereich, das ist spannend», fügt er hinzu.
Man merkt David an, dass er gerne Neues lernt. Seine Augen strahlen, wenn er von einem Thema erzählt, in das er sich gerade vertieft. Das Lernen fällt ihm insgesamt leicht. Doch es gibt Ausnahmen, wie etwa beim Französisch: Vokabeln auswendig lernen, das macht David auf den letzten Drücker. «Dafür fehlt mir einfach die Motivation», sagt er offen. Ich rate ihm, sich französische Serien oder Dokumentationen anzuschauen – zuerst mit deutschen, dann mit französischen Untertiteln und zu einem Thema, das ihn interessiert.
«Ich lebe in einer komplett anderen Welt.»David Hilber
Eine offene Unternehmenskultur
David fühlt sich wohl bei Pfizer und schätzt die offene und unkomplizierte Unternehmenskultur am Standort Zürich: «Wir sind alle per Du. Auch unsere Geschäftsführerin duzen wir», sagt er. Seine Kolleginnen und Kollegen seien alle sehr nett und hilfsbereit. «Wir tauschen uns über die Schule aus, bringen einander Getränke oder Gipfeli und gehen gemeinsam Mittagessen», führt er aus. Dabei geht es nicht immer nur um Geschäftliches. David spricht mit seinen Arbeitskollegen und -kolleginnen auch über Privates und schätzt den vertrauensvollen Umgang untereinander.
Lernenden-Betreff im Betrieb
Nach den zwei Schultagen Anfang Woche arbeitet David jeden Mittwoch und Donnerstag im Betrieb. Dabei trifft er sich jeden Mittwochnachmittag mit den fünf anderen Lernenden von Pfizer in einem Sitzungszimmer, um gemeinsam Hausaufgaben zu erledigen, sich auszutauschen und Tipps zu geben. Im Anschluss verbringen sie Zeit mit den Praxisbildnerinnen, um offene Themen zu besprechen. «Wenn du eine schlechte Note geschrieben hast, kannst du dies mit deiner Betreuerin besprechen und sie um Hilfe bitten», sagt er. David profitiert davon, dass sie bei Pfizer nur sechs Lernende sind – zwei pro Jahrgang: «Wir bekommen mehr Aufmerksamkeit. Ich habe zwei Praxisbildnerinnen als Ansprechpersonen, auf die ich jederzeit zugehen kann.»
«Wir bekommen mehr Aufmerksamkeit. Ich habe zwei Praxisbildnerinnen als Ansprechpersonen, auf die ich jederzeit zugehen kann.»David Hilber
Arbeitsorganisation und Zeitmanagement
«Lass mich kurz überlegen», sagt David, als ich ihn nach den Herausforderungen frage. Die Namen der Kolleginnen und Kollegen zu lernen, das sei anspruchsvoll gewesen, und sei es zum Teil immer noch. Das ist nicht verwunderlich, denn immerhin zählt der Standort Zürich rund 250 Mitarbeitende. Sich alle Aufgaben zu merken sei auch schwierig, fügt David an. Von seinen Praxisbildnerinnen bekommt er wöchentliche Tasks zugewiesen: das Notenblatt schicken, die Zeiterfassung nachführen, das Arbeitsbuch aktualisieren. Im ersten Monat seiner Lehre dachte David nicht daran, sich diese Aufgaben zu notieren. «In der Folge habe ich einiges vergessen und angefangen, meine Tasks aufzuschreiben», führt er aus. Auch am Zeitmanagement will er noch arbeiten: «Hier muss ich mich noch verbessern. Manchmal bin ich ganz vertieft in meine Arbeit und vergesse, dass ich schon auf dem Weg in ein Meeting sein sollte», reflektiert er.
Eine Ausbildung, nach der alle Möglichkeiten offen stehen
David weiss genau, was er sich vom KV erwartet. «Eine gute Ausbildung, das ist das Wichtigste», betont er. Mit der BMS spart er sich ein Jahr Zeit, weil er sie während der Lehrzeit und nicht im Anschluss absolviert. «Die Möglichkeiten nach dem KV sind vielfältig», sagt er. «Ich kann danach in verschiedenen Branchen arbeiten, einen anderen Beruf lernen oder sogar studieren.»
Ein gutes Umfeld ist zentral
David ist vielseitig interessiert und will sich für seinen weiteren Berufsweg noch nicht festlegen. Wichtig sind ihm ein gutes Umfeld, nette Kolleginnen und Kollegen und ein guter Lohn. David kann sich gut vorstellen, nach der Lehre bei Pfizer zu bleiben und Berufserfahrung zu sammeln. Später möchte er vielleicht an der ETH Informatik studieren. «Das Schöne ist: Mit der BMS als Grundlage kann ich das jederzeit später auch noch machen», sagt er. Für diese Entscheidungen bleibt ihm durchaus noch Zeit.
In der Freizeit schaltet David ab, indem er mit Freunden ins Gym geht oder Computergames spielt. Er geht auch gerne mit Kollegen aus. Nach dem Homeoffice-Tag am Freitag freut er sich auf den Feierabend. Freitag sei der Tag, um Arbeiten abzuschliessen, auf Prüfungen zu lernen, aber auch allfällige Überzeit abzubauen und sich dann etwas früher ins Wochenende zu verabschieden. «Am Abend schaue ich gerne Dokumentationen zu Themen die mich interessieren, wie Physik oder Geschichte.» Vielleicht ja bald schon auf Französisch.
Erstmals veröffentlicht: 4.12.2023
«Mit der BMS als Grundlage kann ich das jederzeit später auch noch machen.»David Hilber