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Ökonom mit Musikgehör
Albin de Miéville hat einen KV-Abschluss, ist Betriebsökonom und ausgebildeter Musiker. Heute arbeitet er als Direktor für einen waadtländischen Berufsbildungsverein (Groupement pour l'apprentissage). Von 2012 bis 2020 ist der Westschweizer als Geschäftsleiter der Sektion des Kaufmännischen Verbands in Lausanne tätig gewesen. Seine Karriere ist eher untypisch, kommt heute aber immer öfter vor.
Als Direktor des waadtländischen Berufsbildungsvereins «Groupement pour l'Apprentissage» coacht und unterstützt er die Lernenden im Kanton Waadt bei der erfolgreichen Absolvierung ihrer Ausbildung. Er ist auch der Leiter des Kompetenzzentrums für überbetriebliche Kurse. Zuvor leitete er den die Westschweizer Sektion des Kaufmännischen Verbandes: Als Direktor des Kaufmännischen Verbandes des Kaufmännischen Verbandes Lausanne war Albin de Miéville für die neue Struktur verantwortlich, die letztendlich alle Westschweizer Sektionen vereinen und die sicherstellt, dass alle Westschweizer Mitglieder in den Genuss attraktiver Leistungen kommen.
Neben den üblichen Managementqualitäten erforderte diese Aufgabe die Fähigkeit, zuzuhören und zu vermitteln: «Wir müssen die Sektionen mit ihren unterschiedlichen Strukturen und unser Ausbildungszentrum Virgile zu einem gemeinsamen Projekt zusammenführen und gleichzeitig die Ziele des Dachverbands erfüllen. Dabei müssen wir vermitteln und pragmatisch vorgehen – auch im Bewusstsein, dass der Prozess Zeit braucht. Auch müssen wir den Besonderheiten des Kaufmännischen Verbands gerecht werden, das heisst, ein Gleichgewicht finden zwischen den Werten des Verbands und den Anforderungen an eine effiziente Organisation.»
Albin de Miéville ist in seinem Element, wenn er an mehreren Fronten aktiv sein kann und kein Arbeitstag dem anderen gleicht. Die verschiedenen Tätigkeiten und die Arbeit im Team motivieren ihn: «Ich habe das Bedürfnis, Teil eines Teams zu sein, mich auszutauschen und zusammen mit anderen etwas aufzubauen – das gibt mir Energie», erzählt er. Dieses Bedürfnis erfüllt er sich auch als Ausbildner von überbetrieblichen Kursen oder als Coach«Das finde ich sehr bereichernd. Und wenn jemand nach einem Gespräch frisch motiviert ist, weil er seine Zukunft klarer sieht, ist das für mich die grösste Befriedigung!»
Musiker und Betriebsökonom
Seine Freude am Dialog und die Fähigkeit, die Energie verschiedener Leute in einem Projekt zu bündeln, zeigten sich bereits in seiner Jugend, als er in einem Bläserensemble spielte. «Schon bald leitete ich eine kleine Teilgruppe. Ich hatte immer Ideen und liebte es, so zu arbeiten. Mit 16 besuchte ich einen ersten Dirigentenkurs, und nach und nach wuchs ich in diese Rolle hinein. Schliesslich machte ich am Konservatorium Lausanne das Dirigentendiplom für Bläserensembles.» Mit diesem Abschluss in der Tasche dirigierte er während fast 15 Jahren verschiedene Bläserensembles. Aus der Musik schöpft er etwas, das er sonst nirgends findet.
«Ich habe das Bedürfnis, Teil eines Teams zu sein, mich auszutauschen und zusammen mit anderen etwas aufzubauen – das gibt mir Energie.»Albin de Miéville über seine Tätigkeit:
Praktisch ohne sich dessen bewusst zu sein, hat er sich mit dieser künstlerisch und menschlich erfüllenden Arbeit Kompetenzen angeeignet, die ihm seither in seiner Karriere sehr nützlich sind: «Wenn man eine Gruppe Musiker leitet, die für ihre Anwesenheit nicht bezahlt werden, muss man gut sein, sonst gehen sie oder verbünden sich, um dich loszuwerden. Oder noch schlimmer: Sie werden gleichgültig! Mit 32 wurde ich Geschäftsleiter der Sektion Lausanne. Meine bisherigen Erfahrungen haben mir sicher geholfen.»
Albin de Miéville wollte nie ausschliesslich Musiker sein: «Dirigieren ist kein Beruf, mit dem man eine Familie ernährt, und vor allem hatte ich auch noch andere Interessen.» Nach einem Jahr am klassischen Gymnasium mit Latein und Griechisch entschied er sich für eine Fachmittelschule. Nach dem Abschluss machte er eine KV-Lehre mit Berufsmatur bei der Swisscom: «Ich überlegte mir auch, eine Ausbildung als Lehrer oder Sozialarbeiter zu machen, aber ich wollte arbeiten. Der duale Bildungsweg war deshalb für mich ideal.»
Später arbeitete Albin de Miéville Teilzeit als KV-Angestellter, sodass er sich berufsbegleitend weiterbilden konnte, zuerst in der Musik, später in Wirtschaft: «Nachdem ich das Diplom am Konservatorium gemacht hatte, war für mich der Moment gekommen, meiner Karriere Schub zu verleihen und eine Weiterbildung zu beginnen», erinnert er sich. Weil er sich für Interdisziplinarität interessierte, schrieb er sich an der Ecole supérieure d'économie in Lausanne (Eseco) für den Lehrgang in Betriebsökonomie ein: «Ich wollte lieber eine Gesamtsicht der Unternehmensführung erlangen, als mich auf einen bestimmten Bereich zu spezialisieren. Ich fand die Ausbildung sehr gut, sie hat mir viel gebracht.»
«Ich überlegte mir auch, eine Ausbildung als Lehrer oder Sozialarbeiter zu machen, aber ich wollte arbeiten. Der duale Bildungsweg war deshalb für mich ideal.»Albin de Miéville über seine Laufbahn:
Dies- und jenseits des Röstigrabens
Albin de Miéville hatte viele Gespräche über den Röstigraben hinweg. Diese erforderten ein gutes Verständnis der anderen Sprachen und Kulturen in der Schweiz.: «Wenn es um technische Fragen geht, fühlt man sich in einer Fremdsprache natürlich nie gleich wohl wie in der Muttersprache. Andererseits bin ich nicht sicher, ob mich die Kollegen besser verstehen, wenn ich Französisch spreche. Aber auch wenn diese Konstellation von beiden Seiten eine gewisse Flexibilität erfordert, verstehen wir uns am Schluss immer. Manchmal lachen wir zusammen über Klischees zu den Sprachregionen», erzählt er.
Albin de Miéville war sich früh bewusst, wie wichtig Sprachkenntnisse sind. «Direkt nach meiner Lehre arbeitete ich einige Monate in einem Treuhandbüro, um zwei Sprachaufenthalte mit Prüfungen planen und finanzieren zu können, einen dreiwöchigen in England und einen vierwöchigen in Berlin.» Während dieser Zeit konnte er das anwenden, was er auf traditionelle Art und Weise im Gymnasium gelernt hatte: «Ich merkte, dass ich mehr wusste, als ich gedacht hatte», erinnert er sich. Die beiden Aufenthalte gaben ihm genügend Selbstvertrauen, um mit Deutschsprachigen zusammenzuarbeiten: «Meine Deutschkenntnisse sind mir immer nützlich gewesen und wurden im Lauf der Zeit immer besser.»
«Direkt nach meiner Lehre arbeitete ich einige Monate in einem Treuhandbüro, um zwei Sprachaufenthalte mit Prüfungen planen und finanzieren zu können, einen dreiwöchigen in England und einen vierwöchigen in Berlin.»Albin de Miéville über Sprachkenntnisse:
Engagierter Vater
Am Anfang seiner Karriere ermöglichte ihm die Teilzeitarbeit, sich weiterzubilden, später gab sie ihm mehr Zeit für die Familie: «Als meine Töchter klein waren, verbrachte ich jeweils einen Tag pro Woche allein mit ihnen. Mit einem Kind alleine zu sein, ist etwas anderes, als mit der Familie etwas zu unternehmen. Man steht quasi an der Front und ist für alles zuständig. Und man nimmt die Entwicklung des Kindes viel direkter wahr. Nicht zuletzt führte dies zu mehr Gleichberechtigung innerhalb der Beziehung, was mir wichtig ist. Aus diesen Gründen bin ich froh, mich für Teilzeitarbeit entschieden zu haben.»
Dass er einen Tag pro Woche nicht im Büro war, wurde in seinem beruflichen Umfeld stets akzeptiert. An diesem Tag konnte er auch etwas Distanz zur Arbeit zu gewinnen: «Wenn man für die Kinder da ist, tritt das, was einen berufliche beschäftigt, etwas in der Hintergrund, und man geht danach wieder frischer zur Arbeit.» Er erinnert sich aber auch, dass es nicht immer einfach war, das Gleichgewicht zu finden: «Man muss diszipliniert sein, damit das Berufsleben nicht zu sehr im Privaten ausbreitet. Gleichzeitig gilt es flexibel und verfügbar zu sein, wenn es die berufliche Situation erfordert.»
Erstmals veröffentlicht: 1.2.2019
Aktualisiert: 27.1.2022
«Man muss diszipliniert sein, damit das Berufsleben nicht zu sehr im Privaten ausbreitet. Gleichzeitig gilt es flexibel und verfügbar zu sein, wenn es die berufliche Situation erfordert.»Albin de Miéville über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf: